Warum heißt minime eigentlich minime?

Warum heißt minime eigentlich minime?

Warum heißt minime eigentlich minime?

minime ist das erste digitale Therapietagebuch für die Verhaltenstherapie. Im Unterschied zu digitalen therapeutischen Gesundheitsanwendungen und Onlineschulungen wie Hello Better, Mindable und Selfapy ist minime als Unterstützung für die klassische Psychotherapie entwickelt worden. Dabei geht es vor allem um das Thema Selbstbeobachtung in allen Therapiephasen, von der Probatorik bis hin zur Rückfallprophylaxe.


Wie funktioniert Selbstbeobachtung in der Psychotherapie?

Nicht selten haben wir unsere Reaktionsweisen im Alltag so intensiv eingeübt, dass sie nahezu automatisch und unbewusst ablaufen. Das ist vor allem dann eine große Herausforderung, wenn sich Dinge in unserem Leben ändern und wir uns neu orientieren oder anpassen müssen. In stressigen Situationen ist es daher hilfreich einfach mal auf die “Stopp-Taste” zu drücken und einen “Screenshot” vom eigenen Erleben und Verhalten zu machen. Hierdurch lassen sich eingeübte Reaktionsweisen ganz in Ruhe anschauen und analysieren.

Selbstbeobachtungsübungen in Bezug auf eigene Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen bilden oft den Ausgangspunkt einer Psychotherapie. Darauf aufbauend lassen sich Ressourcen reflektieren, Grundannahmen erforschen, Teufelskreise entdecken und weitere individuell angepasste Interventionen erarbeiten.

Ist Selbstbeobachtung neu?

Seit über 40 Jahren sind Tagebücher und Selbstbeobachtungs-Protokolle ein fester Bestandteil der Verhaltenstherapie. Sie werden nicht nur zur Diagnostik eingesetzt, sondern dienen auch der gemeinsamen Analyse und Modifikation des eigenen Erlebens. Bis heute bilden Gedankentagebücher, Essprotokolle, Verhaltensanalysen, Stimmungsprotokolle und weitere Bögen die wichtigsten Werkzeuge für Verhaltenstherapeut:innen.

Mit minime gibt es nun einen Ort an dem sich Selbstbeobachtungen im Alltag spielerisch und anonym dokumentieren lassen. Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen können innerhalb von Sekunden festgehalten werden, zu jeder Zeit, an jedem Ort, egal ob in der Schule, auf der Arbeit, beim Sport, in der S-Bahn oder zu Hause. Durch eine gemeinsame Verlaufsansicht lassen sich alle Beobachtungen übersichtlich und intuitiv in der Therapiestunde betrachten.

Und warum heißt die App jetzt so?

Alle Selbstbeobachtungs-Dokumentationen, egal wie viele, repräsentieren jeweils nur einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtheit aller Wahrnehmungen der Nutzer:innen. minime (mini me = englisch für “das kleine Ich”) ermöglicht es so gesehen ein Miniatur-Abbild des Erlebens und Verhaltens aus dem Alltag zu skizzieren, um es dann in der Therapiestunde gemeinsam zu analysieren und zu besprechen. Das Beobachtungsprotokoll zur Mikroanalyse (auch Situationsanalyse, Verhaltensanalyse, oder SORKC-Schema genannt), welches in nahezu jeder Verhaltenstherapie verwendet wird, ist der Ausgangspunkt für die Namensgebung. Mit minime beschränken wir uns allerdings nicht nur auf die Dokumentation von Gefühlen, Gedanken, und Verhaltensweisen. minime bietet eine Alternative für alle Tagebücher, Protokolle, Strichlisten, Notizzettel, Kalender und Reflektionsbögen welche in Therapie und Coaching ihren Einsatz finden.

Wir haben den Namen “minime” ganz bewusst gewählt, weil wir uns einen neutralen Namen wünschen der das Gefühl von Verbundenheit zu uns selbst ermöglicht und nicht sofort einen Bedarf an Veränderung suggeriert. Wir möchten Patient:innen die Möglichkeit bieten, das eigene Erleben und Verhalten über den gesamten therapeutischen Prozess hinweg aus einem gesunden inneren Abstand heraus zu betrachten und dadurch vorhandene Ressourcen zu aktivieren sowie verschüttete Potenziale zu wecken. Zudem besteht eine Verbindung zu dem Konzept des “inneren Kindes” aus der Schematherapie.

Was kann die App noch so alles?

Neben Dokumentationsmöglichkeiten für Gefühle, Gedanke und Verhaltensweisen bietet minime etablierte Selbstbeobachtungsprotokolle wie Spannungsprotokolle, Stimmungsprotokolle, Positivtagebuch und weitere Werkzeuge. Durch eine identische Verlaufsansicht für Therapeut:in und Patient:in lassen sich alle Dokumentationen aus dem Alltag problemlos in der Therapiestunde betrachten, egal ob vor Ort in der Praxis oder in der Videotherapie. Ein Wochenüberblick visualisiert das Erleben und Verhalten übersichtlich und strukturiert. Mit einer Filterfunktion können alle Beobachtungskategorien einzeln oder kombiniert angezeigt werden. In der App lassen sich zudem Therapieaufträge und Notizen festhalten. Weitere geplante Features beinhalten das Festhalten und regelmäßige Reflektieren von Zielen, aber auch weitere Protokolle für  Expositionen und Verhaltensexperimente, sowie Diary-Card, Skilllisten und eine Notifications-Funktion.


Literatur:

- Bartling, G., Echelmeyer, L., & Engberding, M. (2016). Problemanalyse im psychotherapeutischen Prozess: Leitfaden für die Praxis (6., überarbeitete Auflage). Verlag W. Kohlhammer.

- Deppe-Schmitz, U., & Deubner-Böhme, M. (2016). Auf die Ressourcen kommt es an: Praxis der Ressourcenaktivierung (1. Auflage). Hogrefe.

- Fehm, L., & Helbig-Lang, S. (2008). Hausaufgaben in der Psychotherapie: Strategien und Materialien für die Praxis. Hogrefe.

- Kanfer, F. H., Reinecker, H., & Schmelzer, D. (2012). Selbstmanagement-Therapie: Ein Lehrbuch für die klinische Praxis (5., korr.durchges. Aufl). Springer Medizin.

- Margraf, J., & Schneider, S. (Hrsg.). (2018). Grundlagen, Diagnostik, Verfahren und Rahmenbedingungen psychologischer Therapie (4., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage). Springer.

- Reinecker, H. (2015). Verhaltensanalyse: Ein Praxisleitfaden (1. Aufl). Hogrefe.

Paul Schneeweiss

Paul Schneeweiss

Co-Founder CEO

Als Psychologe und Psychotherapeut wünscht sich Paul digitale Tools, die seine therapeutische Arbeit flexibler machen, ihn jedoch nicht einschränken.